St. Joachimsthal

St. Joachimsthal ist die Kreisstadt von Mariasorg - hier ging meine Mutter zur Oberschule.

1516 wurden beim Ort Conradsgrün, wo ein unbedeutender Bergbau betrieben wurde, große Silbervorkommen entdeckt. Daraufhin wurde der Ort 1517 in Anlehnung an die Bergbaustadt Sankt Annaberg umbenannt in Sankt Joachimsthal. 1520 erhielten die Grafen Schlick, deren Pfandbesitz Joachimsthal war, das Münzprivileg und Joachimsthal wurde vom böhmischen König Ludwig II. zur freien Bergstadt erhoben. Die möglicherweise erstmals bereits 1519 geschlagenen „Joachimstaler“ gaben später dem Taler und dem Dollar ihren Namen.

 

Die reiche Ausbeute machte gleichzeitig die Grafen Schlick zu einem der reichsten Adelsgeschlechter von Böhmen. Die Schlick (Hauptlinien waren die von Elbogen, Falkenau und Schlackenwerth) besaßen den Elbogener Kreis fast ganz und vom Saazer einen großen Teil. So gab es ein in den wichtigsten Interessen geeinigtes Schlicksches Land, es war nahezu unabhängig von der böhmischen Krone. Seit 1517 hatte Graf Stephan Schlick mit seinen Brüdern das Oberregiment über das „Thal“. Er war, seit der Schlacht von Mohács 1526 vermisst, nominell bis 1528 Herr von Joachimsthal. Nach Stephans Todeserklärung bewirkte der habsburgische neue König von Böhmen Ferdinand die Rücknahme des unter Vorbehalt des königlichen Regals gewährten Münzprivilegs. Die Schlick münzten in der Folge nur noch als Verweser im Namen des Königs, der Joachimstaler wurde nach 1528 nicht mehr geprägt. 1533 erreichte der Silberbergbau mit 241.875 Talern seine größte Ausbeute, im folgenden Jahr hatte die Stadt 18.200 Einwohner in 1200 Wohnhäusern und über 900 Bergwerke mit ca. 100 zugehörigen Gebäuden, in denen 9200 Bergleute arbeiteten. Im Zuge dieses schnellen Wachstums war es wiederholt zu Aufständen der Bergleute gekommen, so bereits – mit friedlichem Ausgang – 1517. Ein weiterer folgte 1523. Als es 1525 zu schweren Plünderungen kam, boten die Schlick 2500 Bewaffnete auf, um die Ordnung wiederherzustellen.

 

Seit 1523 hatten die Schlick in Joachimsthal, in Elbogen bereits seit 1521, die Reformation eingeführt. Auch im Schmalkaldischen Krieg 1546–1547 standen sie daher auf protestantischer Seite gegen Habsburg, Joachimsthal war zeitweilig von verbündeten sächsischen Truppen besetzt. Nach der kriegsentscheidenden Schlacht bei Mühlberg verloren die Schlick Joachimsthal an Habsburg. Im Jahr 1548 wurden noch 136 Paare getraut und 416 Kinder getauft, dann begann mit der zunehmenden Erschöpfung der Silbervorkommen ein Niedergang der Stadt: 1584 waren schließlich nur noch 200 Bergleute im Silberbergbau beschäftigt, die Ausbeute hatte 1579 nur noch 6450 Taler betragen. Von 1621 an erfolgte die Rekatholisierung der Stadt, viele protestantische Bürger und Bergleute wanderten deshalb ins nahe Sachsen aus.

 

Im 19. Jahrhundert war die Stadt Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts und einer Berg- und Hüttenverwaltung. Auch in dieser Zeit war der Bergbau noch bedeutend. Er wurde teils von staatseigenen, teils von privaten Firmen betrieben. Man förderte neben Silbererz (1885: 227 Zentner), auch Nickel, Bismut und Uranerz. In einer großen Tabaksfabrik waren 1.000 Arbeiterinnen beschäftigt. Daneben gab es Handschuh- und Korkstöpselfabrikation sowie Spitzenklöppelei. Am 31. März 1873 brannte die Stadt fast gänzlich ab.

 

Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte Marie Curie im Joachimsthaler Uranerz das Element Radium, wofür sie später den Nobelpreis erhielt. 1919 wurde Joachimsthal Teil der Tschechoslowakei, 1938 wurde es mit dem Sudetenland an das Deutsche Reich angeschlossen. Die tschechische Minderheit wurde in das Landesinnere von Böhmen und Mähren vertrieben. 1945 erfolgte dann die Vertreibung der Deutschböhmen aus Joachimsthal. Am 1. Dezember 1930 hatte die Stadt Sankt Joachimsthal 7316 Einwohner, am 17. Mai 1939 noch 6388 und am 22. Mai 1947 waren es 6806 Bewohner.

 

Bis zum Ersten Weltkrieg lag hier die einzige bekannte Lagerstätte von Uran. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Vorkommen für das sowjetische Atombombenprojekt und die entstehende sowjetische Atomindustrie massiv abgebaut. Viele missliebige politische Häftlinge des kommunistischen Regimes der Tschechoslowakei landeten als Zwangsarbeiter in den Uranminen. Viele von ihnen starben nach kurzer Zeit. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Jáchymov lag bei 42 Jahren. Seit 1964 wird kein Uran mehr abgebaut.

 

Joachimsthal ist das älteste Radiumheilbad der Welt. Die im ehemaligen Uranerzbergwerk entspringenden radioaktiven Thermalquellen werden zur Behandlung von Nerven- und Rheumaerkrankungen nach ärztlicher Voruntersuchung der Patienten eingesetzt. Unweit des Ortes befand sich am Fuße des Pleßberges das Kapuzinerkloster Mariasorg, das in den fünfziger Jahren geschleift wurde. Aus dem Weseritztal führt ein Sessellift hinauf zum höchsten Berg des Erzgebirges, dem 1244 m hohen Klínovec (Keilberg).

 

Jáchymov ist eine ausgewählte Stätte für die vorgesehene Kandidatur zum UNESCO-Welterbe Montanregion Erzgebirge.

 

Quelle: Wikipedia